• Erschöpfung statt Gelassenheit - Warum Achtsamkeit die falsche Antwort auf ziemlich jede Frage ist

  • By: Kathrin Fischer
  • Podcast

Erschöpfung statt Gelassenheit - Warum Achtsamkeit die falsche Antwort auf ziemlich jede Frage ist

By: Kathrin Fischer
  • Summary

  • Immer mehr Menschen strengen sich an, gelassen, achtsam und glücklich zu werden. Sehr viele sind stattdessen erschöpft, gestresst und einsam. Woran liegt das? Wie und wodurch sind wir hier in den westlichen Industriegesellschaften zu diesen gestressten, statusempfindlichen, ängstlichen, ichbezogenen, Konsument*innen geworden, die ihr eigenes Selbst permanent mit Yoga, Meditation und positiver Psychologie verbessern wollen und müssen? Warum wollen wir sonst so wenig in der Welt verbessern? Ein Podcast mit Gesprächen über den Terror der Achtsamkeit.
    Kathrin Fischer
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Episodes
  • 26. Elgen Sauerborn: Seelenheil und Sozialkritik - Paradoxien der Achtsamkeit
    Dec 15 2024

    Manager*innen lenken die Aufmerksamkeit auf die Spitzen ihrer Zehen. Klima-Aktivist*innen versammeln sich in Empathie-Zirkeln. Mütter fühlen im Bodyscan ihre Körperteile. Sie alle üben einen achtsamen Umgang mit sich und anderen.

    Menschen aus ganz unterschiedlichen Milieus, Klassen und Altersgruppen schwören auf die Wirkung achtsamer Körper- und Geistestechniken und berichten von veränderter Lebensführung, neu gewonnenen Perspektiven und gelösten Alltagsproblemen.

    Woher rührt diese breite Anschlussfähigkeit und Popularität?

    Die Soziologin Elgen Sauerborn sagt: Es sind gerade die Paradoxien und Widersprüche von Achtsamkeitspraktiken, die für deren schier unbegrenzte Anschlussmöglichkeiten sorgen. Durch die widersprüchlichen Narrative und Praktiken macht sich das Programm unangreifbar und bietet stets genau die Antwort, nach der gesucht wird.

    Achtsamkeit wird so zu einem Versprechen, das nie in Gänze realisierbar ist.

    Der Popularität des Programms tut das keinen Abbruch – zu attraktiv ist die Ambivalenz von Selbstoptimierung und Selbstfürsorge und die Sehnsucht, eine funktionierende Lösung für den zunehmenden „Welt-Stress“ zu finden.

    Ein Gespräch über Feldforschung und Achtsamkeitskurse, Emotionssoziologie und deren Begrifflichkeiten, über Selbstoptimierung, Well Being und gefühlvollen Klimaprotest und über die vier Paradoxien der Achtsamkeitspraktiken.

    Webseite von Dr. Elgen Sauerborn an der FU Berlin:

    https://www.sfb-affective-societies.de/teilprojekte/TPR/team_r/sauerborn/index.html

    Erwähnungen:

    Sonderforschungsbereich: „Affective Societies“: https://www.sfb-affective-societies.de/

    Teilprojekt: „Die Fabrikation von Emotionsrepertoires“: https://www.sfb-affective-societies.de/teilprojekte/B/B06/index.html

    Eva Illouz: Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Frankfurt: suhrkamp, 2007

    Arlie Russell Hochschild: Das gekaufte Herz. Aus dem Amerikanischen von Ernst von Kardorff. Die Kommerzialisierung der Gefühle. Frankfurt: Campus, 2006

    Michel Foucault: https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Foucault

    Daniel Goleman: Emotionale Intelligenz. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. München: dtv, 1997

    Sighard Neckel: Emotion by design. Das Selbstmanagement der Gefühle als Kulturelles Programm. Berliner Journal für Soziologie,  Volume 15 pages 419–430, (2005)

    Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit. München: Koesel, 2024

    Extinction Rebellion und seine regenerative Kulturen: https://extinctionrebellion.de/wer-wir-sind/regenerative-kulturen/

    Andreas Reckwitz: Verluste. Ein Grundproblem der Moderne. Frankfurt: suhrkamp, 2024


    Kontakt: erschoepfung@posteo.de

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    1 hr and 21 mins
  • 25. Kathrin Fischer: Zwei Jahre Achtsamkeit – Rück- und Ausblick auf eine kritische Reise
    Nov 15 2024

    Zwei Jahre, 24 Gespräche, viele Bücher und eine steile Lernkurve: In dieser besonderen Episode nehme ich euch mit auf eine Reflexion über die Entstehung und Entwicklung dieses Podcasts. Was habe ich über Achtsamkeit gelernt, seit ich diesen Weg 2022 mit einer entschiedenen Kritik antrat? Wie hat sich meine Sichtweise im Laufe der Zeit verändert? Und warum?

    In dieser Folge geht es um den Wandel meiner Haltung: von einer klaren Ablehnung der Achtsamkeit als neoliberales „Coping-Tool“ hin zu einer differenzierteren Sicht, die die indivduellen positiven Aspekte nicht mehr komplett ausblendet.

    Dabei nehme ich euch mit durch die zentralen Themen, die in den Gesprächen mit Soziolog*innen, Philosoph*innen, Coaches und Praktikerinnen zur Sprache kamen: die Kommerzialisierung der Achtsamkeit, die Kombination von Kapitalismus und Buddhismus, die Rolle von Achtsamkeit in der Bewältigung von Stress und Erschöpfung und die Frage, ob individuelle Resilienz in einer zunehmend ungerechten und autoritär bedrohten Gesellschaft wirklich helfen kann.

    In dieser Episode gibt es keine Gäste – nur mich, einige O-Töne aus den Gesprächen und den Versuch, Antworten auf die Frage zu finden, ob Achtsamkeit tatsächlich ein Weg zu mehr persönlichem Wohlbefinden ist oder ob und falls ja, wie, wir als Gesellschaft vor allem an den strukturellen Ursachen von Stress und Ungleichheit arbeiten müssen.

    Mit O-Tönen von

    Nico Dragano, Klaus Eidenschink, Stefanie Graefe, Lisa Herzog, Renate Kuschke, Anna Katharina Mangold, Tanja Michael, Ron Purser, Franziska Schutzbach, Johannes Tams, Christoph Trautvetter, Harald Welzer, Markus Wissen.

    Erwähnte Bücher:

    · Stefanie Graefe: Resilienz im Krisenkapitalismus. Bielfeld: transcript, 2019

    · Ron Purser: Wie Achtsamkeit die neue Spiritualität des Kapitalismus wurde. Frankfurt a.M.; Mabuse, 2021

    · Franziska Schutzbach: Die Erschöpfung der Frauen. München: Droemer, 2021

    · Lisa Herzog: Freiheit gehört nicht nur den Reichen. Frankfurt a.m.: C.H.Beck, 2013

    · Jacob Schmidt: Viel Lärm um Achtsamkeit. München: Koesel, 2024

    Netzwerk Steuergerechtigkeit: https://www.netzwerk-steuergerechtigkeit.de/


    Kontakt: erschoepfung@posteo.e

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    43 mins
  • 24. Nadia Shehadeh: Anti-Girlboss mit der Erlaubnis zum Chillen
    Oct 15 2024

    Mit dem richtigen „Mindset“ geht angeblich alles: Kinder, Karriere, Körper. Partnerschaft und Haushalt natürlich auch. Immer auf Zack und in den kurzen Pausen lädt Meditation die Batterien wieder auf.

    Woher kommt der ganze „Hustle“? Warum glorifiziert unsere Gesellschaft permanente Betriebsamkeit? Und warum gilt das insbesondere für Frauen?

    Studien zeigen, dass dieser Perfektionsdruck gerade für die Generation der nach 1989 Geborenen immer größer wird. Das ständige Gefühl, von der Gesellschaft und den eigenen Altersgenossen bewertet zu werden, nimmt zu. Immer mehr junge Menschen erleben eine wachsende Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, die zu Entfremdungsgefühlen, Selbstzweifeln und Scham führen kann.

    Die Autorin, Kolumnistin und Soziologin Nadia Shehadeh will sich dem nicht beugen und plädiert für das Recht auf Gewöhnlichkeit, Faulheit und Ruhe. Statt Überholspur die Komfortzone, statt Burn out Chill Out.

    „Rest is Resistance“. Dieses Motto der amerikanischen Performance-Künstlerin Tricia Hersey bringt Nadia Shehadeh nach Deutschland.

    Ein Gespräch über Girlbosse und Anti-Girlbosse, neoliberalen Perfektionsdruck, flauschige Bademäntel, Netflix-Serien, weibliche Utopien und die Befreiung des inneren Teenagers.


    Webseite von Nadia Shehadeh:

    https://shehadistan.com/

    Buch von Nadia Shehadeh:

    Anti-Girlboss. Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen. Berlin: Ullstein, 2023.

    Erwähnungen:

    Sophia Amuroso: #Girlboss. München: Penguin Books, 2015

    Sheryll Sanberg/Nell Scovell: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg. Aus dem Englischen von Barbara Kunz. Düsseldorf: Econ, 2013

    Pierre Bourdieu, französischer Soziologe: https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bourdieu

    Nepo Baby, Kind berühmter/erfolgreicher Eltern: https://en.wikipedia.org/wiki/Nepo_baby

    Michel Faucault, französischer Philosoph: https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Foucault

    Megan Day: Der Neoliberalismus untergräbt unser Selbstwertgefühl. Jacobin.de. https://jacobin.de/artikel/der-neoliberalismus-untergraebt-unser-selbstwertgefuehl-perfektionismus-depression-angststoerung-thomas-curran-andrew-hill

    Franziska Schutzbach: Revolution der Verbundenheit. Wie weibliche Solidarität die Gesellschaft verändert. München: Droemer, 2024

    Tricia Hersey, US-amerikanische Aktivistin und Performancekünstlerin, Gründern des „Nap Ministry“: http://www.triciahersey.com/

    Jenny Odell, US-amerikanische Künstlerin und Autorin: https://www.jennyodell.com/

    Teresa Bücker, deutsche Journalistin und Autorin: https://teresabuecker.de/


    Kontakt: erschoepfung@posteo.de

    Instagram: erschoepft_statt_gelassen

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    1 hr and 20 mins

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